(Nach
Fichte)
Kein leichter Sylphe ist der
deutsche Geist,
Der über duft’gen Blüthen
schaukelnd schwebt,
Von kühlem Thau und süßem
Honig lebt,
Mit buntem Farbenschimmer
prächtig gleißt;
Ein Adler, der sich auf vom Boden
reißt,
Mit mächt’gem Flügelschlage
sich erhebt,
Und unter dem die Luft
erschrocken bebt,
Wenn er im stolzen Fluge sie
durchkreist.
Nicht einen Blick gönnt er dem
dunklen Land,
Sein Auge trinkt des Lichtes
heil’ge Fluth
Und jeder Flügelschlag mehrt seinen
Muth.
Durch Wolken geht die Bahn,
die Erde schwand –
So eilt er aufwärts ohne Rast
und Ruh’
Dem Sonnenball, dem ew’gen
Lichte zu.
O hör’, mein Volk, nicht auf
die Lugpropheten,
Laß nicht ihr Wort in deinem Herzen
zünden,
Wenn sie des Fleisches
Freiheit dir verkünden
Mit giftgenährten,
schlangenklugen Reden.
Das Reich der Freiheit ist
kein Reich der Sünden!
Es muß der Geist das trotz’ge
Fleisch befehden
Und ihm als Sieger auf den
Nacken treten,
Wenn er der Freiheit heilig
Reich will gründen,
Freiheit des Fleisches ist ein
sündig Grollen
Mit Allem, was die Lüste hält
gefangen,
Ist frevelhaftes, trotz’ges
gottverneinen.
Freiheit des Geistes ist
thatkräft’ges Wollen,
Geführt von einem heiligen Verlangen
Zum kühnen Wettlauf nach dem
Höchsten Einen.
Ihr Mütter, denen Gott es
vorbehalten,
Zu bergen in der Liebe
heil’gem Schooße
Den zarten Keim, aus dem der
Zukunft Loose
Wie Blüthen aus den Knospen
sich entfalten;
Wahrt eure Kleinen vor des
Sturms Getose
Und laßt sie nicht im Frost
der Welt erkalten,
Und hegt und pfleget sie mit
treuem Walten,
Mit strenger Zucht und
liebendem Gekose;
Und lehrt sie mit den Händen
Gutes schaffen,
Und rüstet aus sie mit des Geistes
Waffen,
Und macht sie stark, das
Unrecht zu befehden;
Und lehrt ihr Herz zum ew’gen
Vater beten,
Und weckt in ihm den edelsten
der Triebe,
Zum deutschen Vaterland die
deutsche Liebe.
Der Frühling kam, es rauschten
alle Bronnen,
Es ging ein Zittern durch der
Erde Glieder,
In blauen Lüften tönen
Lerchenlieder,
Und Augen hat das junge Reis
gewonnen.
Die Kinderschaar, der
Stubenhaft entronnen,
Jauchzt durch die Gassen auf
und nieder,
Und vor der Thür am Hause
ruhen wieder
Schneeweiße Häupter, um sich
jung zu sonnen.
Wach’ auf, wach’ auf! wie
lange willst du säumen,
Die flücht’gen, wonnevollen
Frühlingstage
In dumpfen Leid vertrauern und
verträumen?
„Wohl hab’ ich rings den
Jubelruf vernommen,
Doch übertönt mein Herz ihn
mit der Klage:
wann wird, mein Vaterland,
dein Frühling kommen?“
Der ist ein Held und würdig
hoher ehre,
wer mit dem blanken Schwert in
kühner Hand
Sich mit dem Ruf: Für Gott und
Vaterland!
Stürzt todesmuthig in der Feinde
Heere.
Ein Heldnicht minder, wer mit
freier Lehre,
Und wird er auch gesteinigt
und verbannt,
Was er im geist für wahr und
recht erkannt,
Vertheidigt mit des Wortes
scharfem Speere.
Doch giebt es auch ein stilles
Heldenthum,
Das krönt zwar seinen helden
nicht mit Ruhm
Und stellt sein Bild nicht auf
in goldnen Hallen;
Doch ist sein Held der edelste
von allen,
Weil er aus Liebe für sein
Vaterland
Den eignen stolzen Willen
überwand.
Wenn sonst mein Blick auf jenen
Blättern ruhe,
Den blutgetränktesten aus
Frankreichs Tagen,
Wo sich berauscht bei
scheußlichen Gelagen
Entmenschtes Volk in seiner
Brüder Blute;
Wo’s eine Ehre war, dem rothen
Hute
der Freiheit blut’ge Köpfe
vorzutragen,
Und ein Verbrechen war, den zu
beklagen,
Deß Leichnam zuckend auf dem
Boden ruhte:
Da hab’ ich oft die Hand zu
dir erhoben,
Mein Gott, um dich zu preisen
und zu loben,
Daß nie mein Volk noch diesem
Volk geglichen;
Der Pharisäer-Hochmuth ist
gewichen,
Auf meinen Knieen liegend zu
dir bet’ ich
Mit schwerem Herzen: Sei uns
Sündern gnädig!
„Unmöglich“ stand nicht in dem
Wörterbuch
Des großen Kaisers, der mit
starker Hand
Ein kühner Held die halbe Welt
umspannt
Und sie in seines Willens
Ketten schlug.
Die Völker häuften auf ihn
Fluch auf Fluch,
Doch der Gewalt’ge kam mit
Schwert und Brand,
Sie beugten sich, es half kein
Widerstand,
Bis er am stolzesten den
Nacken trug.
Da sprach der Herr: „Mein ist
der Rache Tag!“
Und traf den Uebermüthgen
Schlag auf Schlag,
Des Todes Beute dreimal ward
sein heer.
Und er, für den es kein
Unmöglich gab?
Ihm blieb von allen Reichen
nur ein Grab,
Dort auf Sankt Helena, umwogt
vom Meer.
1816 - 1896
Der Kaiser, der ein Hort dem
deutschen Lande,
Dem Statsmann, dem sich keiner
kann vergleichen,
Wer nahte beiden, um die Hand
zu reichen
Zu innigem, segensvollem
Treuverbande?
Der Feldherr war es, unter
günstigen Zeichen
Für uns geboren, unserm Volk
zum Pfande,
Daß Gott sein Angesicht nicht
von uns wandte
Und Deutschlands heller Stern
nicht sollt erbleichen.
Der große Held, der stillste,
tiefste Denker,
Der Schweiger, dem die Pläne
all gelungen,
Die, eh der Kampf begann, den
Kampf entschieden.
Des Heeres Seele wars, der
Schlachtenlenker,
Durch den wir dankend Sieg auf
Sieg errungen
Und als der Siege Preis –
ersehnten Frieden.
1816 - 1896
In Kana bei dem frohen
Hochzeitsfeste
Bist du, mein Heiland,
freundlich eingekehrt
Und hast den Strom der Freude
nicht gewehrt,
Und warest fröhlich mit der
Schar der Gäste.
Und als verschenkt des Weines
letzte Reste
Und alle Krüge bis zum Grund
geleert,
Hast du mitfreudig neuen Wein
beschert,
Von dem der Ordner sprach: das
sei der beste.
Drum laß ich mir das Leben
nicht verbittern
Durch jene Thoren, die nur
Sünde wittern
In allem, was erhellt der
Freude Schein.
Wie ich mit dir, mein Meister,
im Vereine
Mit denen, die da traurig
sind, still weine,
Will ich mit dir mit Frohen
fröhlich sein.